Diese Website benutzt Cookies. Wenn Sie auf "Akzeptieren" klicken, stimmen Sie dem Einsatz von Cookies gemäß unserer Datenschutzerklärung zu.

KAB Diözesanverband Eichstätt

Aktuelles aus dem KAB Diözesanverband Eichstätt

"Anständige Arbeit für ein anständiges Leben" - Warum ist ein Lieferkettengesetz wichtig?

Über die Teeproduktion in Wanjerere, Kenia

Tee ist in Kenia eines der wichtigsten Exportgüter und bringt dem Land beträchtliche Deviseneinnahmen. Dazu hat die kenianischen Regierung mit verschiedenen großen westlichen Ländern Handelsabkommen abgeschlossen. Obwohl fast 2/3 der kleinen Teefarmen zur gesamten Teeproduktion in Kenia beitragen, profitieren diese davon nicht. Warum das so ist, erfahren sie in dem nun im folgenden Bericht.

Seit 1924 ist die Teewirtschaft in Kenia organisiert. Bei der KTDA (Kenia Tea Development Agency Ltd.), dem größte Dachverband mit seinen etwa 600.000 Kleinbauern läuft alles zusammen. Deren Eigentümer sind 54 Tea-Companies. In deren Sammelstellen liefern die Bauern ihre Teeernte ab. Die Teeindustrie ist streng geregelt. Von der Produktion bis hin zu den Teebauern, die die Teeknospen vorschriftsmäßig zu pflücken haben, wird alles kontrolliert.

John Njane ist Mitglied der CWM in Wanjerere in Kenia und ist seit den frühen 60er Jahren Teefarmer. Sein Anbaugebiet in Muranga liegt auf 1500 m, einer für den Teeanbau günstigen Lage. Er erzählt, dass Teebauern immer schon schlecht bezahlt wurden und nie genug zum Leben hatten. Ursachen sind nicht nur die hohen Produktionskosten, die hohen Managementgehälter bei der KTDA, die Abgaben für die Kleinbauern oder uneffizientes Management in der Lieferkette, aber auch Verluste der Waren beim Tranport, was durch geeignete Transportbehälter verhindert werden könnte.  Zum einen sind es Kartelle , die dazu führen, dass Bonuszahlungen an die Kleinbauern nicht gezahlt werden, andererseits ist es die Korruption, wie John Njane ergänzt. Ein Indiz hierfür sieht er darin, dass plötzlich Bonuszahlungen gewährt wurden, nachdem die Regierung aufgrund der Proteste der Bauern Konsequenzen angedroht hatte.  Aber dann sind es wieder andere Entscheidungen, wie die Bezahlung der Broker, der Bau von neuen Teefabriken, die wichtiger sind, als der Bonus. Abhängig sind alle schließlich vom Teepreis, der auf der Auktion in Mombasa festgelegt wird. Gute Gewinne erwirtschaftet die KTDA  oft mit ihren acht Tochterunternehmen. Davon haben die Kleinbauern jedoch nichts. Und die Gewerkschaften kümmern sich nur um die Arbeiter in den Großbetrieben. Verbände, die sich um die Kleinbauern kümmern sollten, kennt keiner. Die Teefarmer stehen am Ende der Lieferkette und somit regelrecht im abseits.

John Njane erläutert, dass er auf seinem 1 Acre (4046 qm) großen Teefeld mit 3.500 Teesträucher in 2020 für die 6.500 kg gepflückten grünen Teeblättern einen Bruttoertrag von 2.750,-$ erzielt hatte. Davon musste er die Löhne für die 2-3 Pflücker (je 4,8$ p.T für jeweils 40 kg Teeknospen) bezahlen. Die Teeblätter werden noch von Hand gepflückt, was aber auch problematisch ist, weil einige Pflücker Teeblätter beiseite schaffen, wenn der Besitzer nicht in der Nähe ist. Entschärfen kann man dies nur dadurch, dass alle Familienmitglieder mitpflücken. 2021 will die KTDA in Wanjerere Pflückmaschinen anschaffen, was den Teebauer 280,-$ kosten soll. Am Markt liegt der Preis lediglich halb so hoch. Einige Bauern denken deshalb darüber nach, lieber einen Kredit aufzunehmen und die Maschine selbst zu kaufen. Aber schnell sind Kreditlinien aufgebraucht, da auch noch für neue Setzlinge oder für das Pachten neuer Flächen bereits Kredite zu hohen Zinsen aufgenommen wurden.

Neben den Kosten für Personal und den alltäglichen Kosten wird es bereits problematisch, wenn das Schulgeld für die  zwei Kinder (ca 100,-$ p.M.) oder Kosten für medizinische Versorgung anfallen. Es ist ein Teufelskreis.

Hoffnung gibt es aufgrund einer Petition an die Regierung, die den Teesektor wieder beleben will. Vorgesehen sind dieses Jahr u.a. sogenannte Erfüllungsgarantien für die Teefarmer. Auch sollen die  Gebühren für die Bauern begrenzt werden und die Bezahlung der Hälfte des angelieferten Tees ist spätestens nach 30 Tagen zu leisten. Diese geplanten Regelungen stoßen jedoch bei der KTDA auf wenig Gegenliebe. Sie preferiert einen Statusquo.

Kleinbauern sind die Hauptleidtragenden. Um ihren Verdienst zu verbessern und um ein menschenwürdigeres Leben zu erreichen, sollten mehr Maßnahmen in der Lobbyarbeit, der Vernetzung zwischen den Landwirten, dem Einsatz von Technologie und in der Rationalisierung von Lieferketten erfolgen. Aber auch die übermäßige Abhängigkeit von Düngemitteln, die zu niedrigeren Erträgen führen, muss abgebaut werden. Die Kleinbauern, als wichtigstes Element in der Lieferkette muss in den Fokus genommen werden, um die Bewältigung der Herausforderung im Teesektor besser zu verstehen.  Die CWM Kenia wird einen Diözesanworkshop in Muranga vom 20.-23.5.21 mit dem Thema “Anständige Arbeit für ein anständiges Leben” durchführen. Einige Leiter von Teefarmen werden daran teilnehmen, damit gemeinsame Lösungen erarbeiten werden können. 

(Bericht von John Njane, Tarcisio Njue und Andreas Holl)

Fotos von John Njane. Bild 1:John mit Kappe, sein Sohn und seine Frau beim pflücken.

Bild 2: John beim Wiegen seiner Tagesproduktion an Tee

Inter(+)aktiv

Treten Sie mit uns in Kontakt

Adresse

KAB Diözesanverband Eichstätt
Kanalstr. 16-18
85049 Ingolstadt
Telefon: +49 841 93 15 18 15
Kontakt