Steilpass-Kampagne erreicht Brasiliens Regierungschefin
Brasilia/Köln, 13.06.2014. Fast zeitgleich zum WM-Auftakt Brasilien gegen Kroatien und den Protesten in Sao Paulo gegen die brasilianische Regierung übergaben Vertreter der Steilpass-Aktion die Peitition "Fairness für alle" im Präsidialamt in Brasilia.
Mit der Übergabe der Petition „Fairness für alle!“ an die brasilianische Regierung hat die Aktion „Steilpass“ einen ersten Höhepunkt erreicht. Die Regierung unter Präsidentin Dilma Rousseff begrüße Initiativen wie die Aktion „Steilpass“, sagte Vanessa Dolce de Faria, Stellvertreterin des Ministers im Präsidialamt der Republik. Die zehn Forderungen der Petition des Aktionsbündnisses „Steilpass“ seien auch die Ziele der brasilianischen Regierung: „Ich wünsche mir, dass wir bis zur Olympiade 2016 in Rio de Janeiro einen großen Schritt hin zur Verwirklichung dieser Ziele gemacht haben“, sagte Dolce de Faria. Die politischen Verhältnisse in Brasilien würden dem aber derzeit entgegenstehen.
„Internationale Sportereignisse wie die Fußball-WM müssen so ausgerichtet werden, dass die Menschen Gewinn daran haben“, sagte Stephan Jentgens, Geschäftsführer des Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat, bei der Petitionsübergabe im Präsidentenpalast in Brasilia am Tag der Eröffnung der Fußball-WM. Das Aktionsbündnis werde daher in einen kritisch-konstruktiven Dialog mit dem Weltfußballverband FIFA und dem Internationalen Olympischen Komitee eintreten. Die Petition fordert in zehn Punkten mehr Fairness und Gerechtigkeit für alle Menschen in Brasilien und weltweit. Zugang zu einer ganzheitlichen Bildung für alle, eine gerechte Land- und Agrarreform, Gesundheitsversorgung für alle Menschen und der Schutz der Jugend vor Gewalt sind Forderungen des Aktionsbündnisses.
Kein Fairplay vor den Stadien
"So wie der Fußball seine regeln hat, so muss auch die Politik die Verhältnisse für und nicht gegen die Menschen regeln", erklärte KAB-Vertreter Heribert Kron. Der ehemalige Mainzer KAB-Diözesansekretär war Teilnehmer der Delegation des Aktionsbündnisses „Steilpass“, um vor Ort Gespräche mit den brasilianischen Partnern des Bündnisses zu führen und Hilfsprojekte zu besuchen.
Im Rahmen einer Pressekonferenz in Rio de Janeiro wies Adveniat-Geschäftsführer Stephan Jentgens darauf hin, dass die Aktion „Steilpass“ faire Regeln für alle Menschen fordere – wie sie beim Fußball gelten. Vor den Toren der WM-Stadien in Brasilien sei die Situation jedoch anders: „Nicht Fairplay bestimmt die Gesellschaft, sondern krasse Ungleichheit zwischen Arm und Reich. Wer kein Geld hat, hat kaum eine Chance auf eine gute Bildung“, betonte Jentgens.
Volker Monnerjahn, Präsident des DJK-Sportverbandes, beklagte, dass die Fußball-WM in Brasilien Ungleichheiten bestärke: „Es kann nicht sein, dass hier eine Riesenparty veranstaltet wird und die allermeisten Menschen in Brasilien nichts, gar nichts davon haben.“ Die Demonstrationen der brasilianischen Bevölkerung für mehr soziale Gerechtigkeit zeigten, dass sich die Organisatoren der WM immer mehr von den Idealen des Sports und damit auch von den Menschen entfernten.
Kampagne wird nach der WM weitergeführt
In Brasilia nahm die Delegation des „Steilpass“-Bündnisses an einer Demonstration teil, die von der Brasilianischen Ordenskonferenz organisiert wurde und sich vorrangig gegen Menschenhandel, Korruption und Verletzungen der Menschenrechte in Brasilien richtete. Schwester Maria Inés Ribeiro, Vorsitzende der Brasilianischen Ordenskonferenz CRB, betonte, „Steilpass“ sei eine herausragende Kampagne, die die volle Unterstützung der brasilianischen Kirche verdiene.
Großereignisse wie die Fußball-WM zeigten, dass der Sport in vielen Bereichen zum Geschäft geworden sei, beklagte der Sozialbischof der Brasilianischen Bischofskonferenz (CNBB), Dom Guilherme Werlang, bei der Übergabe der Petition. Brasilien sei durch die FIFA unter Druck gesetzt worden, die WM nach den wirtschaftlichen Gesichtspunkten des Weltfußballverbandes zu gestalten, sagte Bischof Werlang.
Gemeinsam mit den brasilianischen Partnern CNBB und CRB will das Aktionsbündnis „Steilpass“ die Kampagne auch nach der Fußball-WM weiterführen mit Blick auf die Olympischen Spiele und die Paralympics in Rio de Janeiro 2016.
Die Aktion „Steilpass“ wird in den kommenden Wochen der Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien in zahlreichen Gemeinden, Vereinsheimen und katholischen Verbänden präsent sein. Das Aktionsbündnis hat auf der Internetseite aktion-steilpass.de Materialien für „Public Viewings“ sowie Bildungseinheiten in Gemeinden und Vereinen zur Verfügung gestellt. Zudem wird zur Unterstützung von Hilfsprojekten in Brasilien aufgerufen.
Auch nach der Übergabe der Petition an die brasilianische Regierung kann die Petition weiter unterzeichnet werden – online oder mit Hilfe von Unterschriftenlisten, die auf der Internetseite der Aktion zum Download bereitstehen. Eine Übergabe an die deutsche Regierung ist für Dezember 2014 vorgesehen. Zudem werde man die Petition auch an internationale Organisationen wie die UNO, die FIFA und das Olympische Komitee überreichen, kündigte Adveniat-Geschäftsführer Stephan Jentgens in Brasilien an.
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